Für die ganz Harten

Für die ganz Harten

Eines der bekanntesten unter den lange haltbaren Lebensmitteln ist der sogenannte Hartkeks. Wer das Vergnügen hatte, sich in militärischen Kreisen zu bewegen, dem sind die kleinen „Panzerplatten“ wahrscheinlich bestens bekannt. Meine erste Erfahrung mit den kleinen Keksen (welche in etwa über den Charme eines Sperrholzmöbels verfügen) habe ich als Kind machen dürfen, als mir amerikanische GIs - die bei uns im Grenzgebiet recht häufig mit archaischen Kettenfahrzeugen unterwegs waren - ein Päckchen davon zuwarfen (damals wäre mir Kaugummi deutlich lieber gewesen, aber das Leben ist manchmal grausam).

Momentan erleben in unseren … nennen wir es „unsicheren Zeiten“ (nein, ich werde das nicht weiter kommentieren, mein Blutdruck ist auch so hoch genug) … die kleinen Notrationen wieder eine Art zweifelhafter (und hoffnungslos überteuerter) Renaissance.

Bevor man auf die geniale Idee der Konserve kam, war derartiges Gebäck (zusammen etwa mit Pökelfleisch und ähnlichen Erzeugnissen) der Goldstandart für lange Reisen, auf denen man sich unterwegs nicht mit Nahrungsmitteln versorgen konnte. Der Grund war einfach: das Zeug hält ewig.

Bereits im Römischen Reich wurde ein sogenanntes „panis militaris“ gebacken, ein Militärbrot, das als haltbare Kost den Soldaten als Wegzehrung diente. Auch ohne auf dem Kriegspfad oder in Krisenstimmung zu sein, ist haltbare Nahrung auch heute noch bei langen Wanderungen oder Trekkingtouren von Vorteil. Das Besondere an den Hartkeksen ist zudem das relativ geringe Gewicht. Die waren nicht doof, die alten Römer.

Vergleicht man alte Rezepte des „panis militaris“ (die Autokorrektur hat daraus gerade „panisches Militär“ gemacht, ähem), mit dem des später üblichen Schiffszwiebacks, des „ship’s bisquit“, sind beide praktisch identisch. Sie bestehen lediglich aus Mehl, Wasser & etwas Salz. Sie müssen also kein Paul Bocuse sein, werden es damit aber auch nicht in den Guide Michelin schaffen (oder gar den Duchemin).

Haben Sie Lust, das Rezept mal auszuprobieren? Ok. Es ist schließlich Ihre Zahngesundheit.

Sie finden die Rezepte übrigens (ich möchte mich hier nicht mit fremden Federn schmücken) entweder im Museumsblog des Museums Aargau oder auf der Seite der Royal Museums Greenwich. Beide Quellen sind am Ende des Beitrags verlinkt.

Wir halten uns heute mal an Greenwich. Die netten Leute dort sprechen uns auch gleich Mut zu:

As you eat your biscuits, count yourself lucky that they are not truly authentic - biscuits were sometimes made using powdered bone, or a pea flour which became incredibly hard and could not be bitten through. Sometimes the only way to eat a hard biscuit was to leave it until it got stale and soft, by which point they tasted musty and often contained weevils and maggots.

Ich versuche mich mal als Übersetzer:

Während Sie Ihre Kekse essen, können Sie sich glücklich schätzen, dass sie nicht wirklich authentisch sind - Kekse wurden manchmal aus pulverisiertem Knochen oder einem Erbsenmehl hergestellt, das unglaublich hart wurde und nicht durchgebissen werden konnte. Manchmal war die einzige Möglichkeit, einen harten Keks zu essen, ihn stehen zu lassen, bis er abgestanden und weich wurde. Zu diesem Zeitpunkt schmeckten sie muffig und enthielten oft Rüsselkäfer und Maden.

Na dann Mahlzeit...

Zutaten:
- 500g Vollkornmehl (verwenden Sie wenn möglich mittelgrobes, steingemahlenes Mehl)
- 10g Salz
- Wasser (soviel wie nötig ist, um einen festen Teig zu erhalten. Siehe unten)

Zubereitung:
- Backofen auf 215 °C (Umluft 190 °C) vorheizen.
- mischen Sie Salz und Mehl und fügen Sie langsam Wasser hinzu bis Sie einen sehr steifen Teig erhalten.
- lassen Sie den Teig eine halbe Stunde stehen
- rollen Sie den Teig dick aus (etwas mehr als einen Zentimeter)
- verwenden Sie einen runden Ausstecher, um die typischen runden Kekse herzustellen
- mit einer Gabel die Kekse auf der Oberseite mehrmals einstechen.
- auf einem gefetteten Backblech etwa 30 Minuten backen.

Tipp: Man kann die Kekse auch zweimal backen (=Zwieback), dann halten die kleinen Frisbees deutlich länger, da diese Prozedur noch mehr Wasser entzieht. (Ich habe keine Vorstellung, wie Sie die Teile dann noch essen wollen, aber vielleicht haben Sie ja einen Presslufthammer im Rucksack).

Wir vakuumieren den Schiffszwieback und nehmen ihn so als Notration mit auf größere Touren. Dabei haben wir - wenn die Luft entzogen und die Kekse eingeschweißt sind - schon Haltbarkeiten von deutlich über einem Jahr erreicht. Ich gehe aber davon aus, dass die Kekse noch deutlich länger halten, wir haben das nur noch nicht ausprobiert.

Um auf den Flachwitz mit dem Presslufthammer von oben zurückzukommen: Falls der Keks zu hart ist, lässt er sich zur Not in Wasser einweichen. Erstaunlicherweise sind die Kekse eine interessante Suppengrundlage. Mit etwas Grünzeug, Gemüse oder Fleisch in einem Topf aufgelöst, lässt sich eine gehaltvolle Suppe zubereiten, die etwas an „Brotsuppe“ erinnert (jedenfalls fast). Mit genügend Grünzeug, Gemüse oder Fleisch gelingt sogar ein einigermaßen schmackhafter Eintopf.

Also ran an den Herd. Wer braucht schon teure „Panzerplatten“ aus dem Panikladen? Viel Spaß beim Zähne ausbeißen ;)

 

Links:

https://www.museumaargau.ch/blog/artikel/2022-03-23-das-fladen-brot-des-roemischen-legionaers-rezept-fuer-panis-militaris

https://www.rmg.co.uk/stories/blog/how-make-ships-biscuit

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